Am 27. August 2013, um 10.30 Uhr weiht der SPD-Bundestagskandidat Niels Annen gemeinsam mit Peter Hess von der Initiative „Stolpersteine Hamburg“ am Grindelberg 9 für Sara Selma Samuel und Max Samuel zwei Stolpersteine ein. „Mir ist es wichtig, ein Erinnerungszeichen für diese beiden Menschen zu setzen“, so Niels Annen, der SPD-Bundestagskandidat für Eimsbüttel. „Im Gegensatz zu großen und zentralen Erinnerungsorten ermöglichen die Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern verfolgter und ermordeter Menschen ein Gedenken im Alltag. Sie zeigen uns zudem deutlich, dass die Verbrechen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft geschehen sind. Niemand kann sagen, man habe damals von den Deportationen nichts gewusst. Es waren Nachbarn – Menschen, wie Du und ich, die „plötzlich“ verschwanden!“
Mit dem Projekt „Stolpersteine“ erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig seit 1995 durch kleine Gedenksteine im Trottoir an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagte der Künstler. Seinem Erinnerungsprojekt haben sich seitdem zahlreiche Initiativen in verschiedenen Städten und Ländern angeschlossen. Im Sommer 2002 hat Peter Hess das Projekt nach Hamburg geholt.
Über das Leben dieser beiden Hamburger vor dem Holocaust ist heute kaum etwas bekannt. Sara Selma Samuel, geborene Stock, wurde 1883, Max Samuel 1924 geboren und beide lebten zum Zeitpunkt ihrer Deportation am Grindelberg 9. In welchem Verwandtschaftsverhältnis beide zueinander standen, wissen wir zurzeit nicht. Wann und wo sie ermordet wurden, auch nicht. Bekannt sind lediglich Bruchstücke ihrer letzten Lebensstationen. Max und Sara Selma Samuel wurden im Zuge der im Herbst 1941 in Hamburg einsetzenden Deportationen der sogenannten reichsdeutschen Juden am 6. Dezember 1941 mit anderen jüdischen Deutschen aus Hamburg und Lübecker nach Riga deportiert. Zunächst wurden die Deportierten im Konzentrationslager Jungfernhof, einem ehemaligen Gutshof, untergebracht. Von den dort gefangengehaltenen 4.000 Menschen starben in dem folgenden Winter 800 bis 900 an Hunger, Kälte und Krankheiten. Im März 1942 wurden etwa 1.700 Jüdinnen und Juden im Wald von Bikernieki erschossen und in Massengräbern verscharrt. Die in Jungfernhof verbliebenen Menschen wurden ins Ghetto von Riga verbracht. Von den nach Riga deportierten jüdischen Deutschen aus Hamburger überlebten höchstens 16 den Holocaust. Max und Sara Selma Samuel waren nicht unter ihnen. „Das traurige Schicksal dieser beiden Menschen steht exemplarisch für die Geschichte so vieler jüdischer Deutscher. Dass wir heute kaum noch etwas über Menschen wie Max und Sara Selma Samuel wissen, verdeutlicht schmerzlich, mit welcher „Gründlichkeit“ das nationalsozialistische Deutschland die Zerstörung und Vernichtung jüdischen Lebens betrieben hat“, betonte Niels Annen nach der Einweihung der beiden Steine.