Am 21. März folgte ich der Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung auf das Podium der Veranstaltung „Britisches Roulette – was beim Brexit auf dem Spiel steht“ im Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Die ZEIT-Journalistin Khuê Pham moderierte das lebhafte Gespräch zwischen dem Politikwissenschaftler Dr. Florian Ranft, dem Blogger John Worth und mir über das Referendum am 23. Juni.
Podiumsübergreifend waren wir der Meinung, dass die Stimmung in Großbritannien sehr gespalten ist. Das lässt sich unter anderem an den aktuellen Umfragewerten erkennen, die in etwa ausgeglichen zwischen der remain-Bewegung und der Brexit-Initiative sind. Die vielen noch unentschlossenen Briten werden letzten Endes den Ausschlag geben. Doch nicht nur die Bevölkerung, auch die britische Politik liefert sich seit Monaten heftige Grabenkämpfe.
Einigkeit herrschte, dass Großbritannien sicherlich wirtschaftliche und politische Nachteile bei einem Brexit zu erleiden hätte, alleine deswegen, weil die EU keinen Präzedenzfall schaffen möchte. Neben den Folgen in der EU ist auch das Engagement der USA in der Diskussion interessant: Das spezielle Verhältnis der beiden Länder basiert nicht zuletzt auf Großbritanniens einflussreicher Rolle in der EU. Würde diese wegfallen, so litte sicherlich auch Großbritanniens Beziehung zu den USA.
Ich wünsche mir den Verbleib von Großbritannien in der EU. Ich fühle mich als EU-Bürger – nicht zuletzt durch den belgischen Teil meiner Familie, habe immer von der europäischen Idee profitiert und weiß auch jenseits dieser eher persönlichen Gefühle, dass meine Heimatstadt Hamburg eine der größten Nutznießerinnen der EU ist. Das gilt ebenso für Deutschland: Unser Land gewinnt ungemein durch gestärkte europäische Staaten, die unsere Export-Produkte kaufen.
Khuê Pham fragte zum Abschluss im Publikum nach: Wer würde einen Verbleib von Großbritannien in der EU für wahrscheinlich halten? Die überwältigende Mehrheit im komplett gefüllten Logensaal der Hamburger Kammerspiele stimmte dafür. Doch auch zweifelnde Stimmen meldeten sich, woraufhin die Diskussion für das Publikum geöffnet wurde. Hier wurde klar, was beim Brexit noch mitschwingt: die kulturellen Unterschiede zwischen Großbritannien und anderen Mitgliedstaaten der EU, die Veränderung der Struktur in der EU bei einem möglichen Brexit und die Zukunft der in anderen Staaten der EU lebenden Briten.
Ich bedanke mich bei den Organisatorinnen und Organisatoren sowie meinen Mit-Diskutanten für den sehr informativen und unterhaltsamen Abend!