Der nördliche Teil des einstigen Postleitzahlbezirks „Hamburg 13“ ist das, was man als „solide“ bezeichnen könnte. Das Wohnen in den Altbauten im Stil des Historismus sowie des Jugendstils ist ebenso begehrt wie teuer. Die nahegelegene Alster mit dem Alstervorland und Parks wie der Eichen- und der Bolivarpark an der 1962 – als Ersatz für den kriegszerstörten Vorgängerbau in der City – erbauten Hauptkirche St. Nikolai machen Harvestehude zu einer beliebten Adresse.
Seinen Namen verdankt der Stadtteil dem einstigen Nonnenkloster Herwardeshude, das 1247 im heutigen Altona gegründet und ein halbes Jahrhundert später an die Alster verlegt wurde. Davon zeugen noch Straßennamen wie Abteistraße, Klosterstern und Jungfrauenthal: Sie wurden angelegt, als geschäftstüchtige Investoren das einstige Klosterland 1866 aufkauften und parzellierten.
Während meiner jährlichen Sommertouren durch Eimsbüttel führe ich traditionell auch ein Redaktionsgespräch beim NDR, einem der größten Arbeitgeber in meinem Wahlkreis. Obwohl immer vom „Funkhaus am Rothenbaum“ die Rede ist, hat der Hörfunk des NDR seinen Sitz in Harvestehude.
Unweit des NDR an der Rothenbaumchaussee liegt die Flüchtlingsunterkunft in der Sophienterrasse, die mit ihrer Vorgeschichte unter besonderer medialer Beobachtung steht. Im ehemaligen Kreiswehrersatzamt sind 190 Flüchtlinge untergekommen. Ein großes Team ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer hat hier Immenses für die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Integration auf den Weg gebracht. (Hinweis: Die Unterkunft wird 2024 geschlossen)
Auf einer Trümmerfläche am Grindelberg, die ursprünglich für ein (nie verwirklichtes) Hauptquartier der britischen Besatzungsmacht vorgesehen war, entstanden zwischen 1946 und 1956 die zwölf Grindelhochhäuser, die erste Wohnhochhausanlage Deutschlands. In einem davon ist heute das Bezirksamt Eimsbüttel untergebracht. Schräg gegenüber am U-Bahnhof Hoheluftbrücke liegt der 1920er-Jahre-Wohnklotz „Klinker“ mit dem beliebten „Holi“-Kino.
In der Hochallee befindet sich das Gemeindepsychiatrische Zentrum Eimsbüttel (GPZE), ein Verbund außerklinischer psychiatrischer Einrichtungen für 18- bis 55-Jährige mit psychischen Erkrankungen. Hier wird Menschen geholfen, die nach krankheitsbedingten Krisen Unterstützung benötigen, um sich zu stabilisieren und neu zu orientieren und um wieder Anschluss an eine Gemeinschaft zu entwickeln.
Der Club an der Alster hat seine Heimat in Harvestehude und ist in den Bereichen Hockey und Tennis deutschlandweit bekannt und erfolgreich. Auf der Anlage am Rothenbaum wird auch das bekannte Tennisturnier ausgetragen. Zudem ist hier der Sitz des Deutschen Tennisbundes. Die Ganske-Verlagsgruppe mit dem renommierten Verlag Hoffmann & Campe hat ihren Sitz am Harvestehuder Weg. Außerdem gehört der nördliche Teil der Edelmeile Pöseldorf, wo die Modeschöpferin Jil Sander 1967 mit der Gründung einer Boutique ihre Karriere startete, zum Stadtteil Harvestehude.
Mein Tipp: ein Besuch im Innocentiapark, einem echten Schmuckstück inmitten des Wohngebiets, und ein Bummel über den Isemarkt unter dem Hochbahn-Viadukt – mit 970 Metern der wohl längste Freiluftmarkt Europas