SPD

"Wir brauchen einen gender-transformativen Ansatz im Umgang mit Klimamigration"

Meine Rede beim International Migration Review Forum (IMRF) 2022 am 17. Mai 2022 in New York

17.05.2022
Niels Annen

Migration ist kein neues Phänomen. Seit jeher machen sich Menschen auf, um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen fernab ihrer Heimat zu suchen.

Neu ist aber, dass Migration immer öfter in Reaktion auf den menschengemachten Klimawandel stattfindet. Denn der fortschreitende Klimawandel entzieht immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlagen und drängt sie somit aus ihrer Heimat. Allein in 2020 mussten rund 30 Millionen Menschen weltweit ihre Heimat aufgrund von extremen Wetterereignissen verlassen.

Die Folgen des Klimawandels treffen dabei Frauen besonders stark. Sie machen 80 Prozent der Menschen aus, die ihr Zuhause aufgrund des Klimawandels verlassen müssen – unter anderem weil sie stärker von landwirtschaftlichem Einkommen abhängig sind als Männer. Die Folgen des Klimawandels, Verwüstung und Dürre reduzieren dieses Einkommen. Auf den Migrationswegen sind Frauen (und Mädchen) besonderen Risiken ausgesetzt – etwa dem der geschlechtsbasierten Gewalt. Gleichzeitig bietet Migration eine Chance, Frauen als Akteurinnen zu stärken und ihren Stimmen Gehör zu verschaffen. Mobilität kann ihnen Zugang zu Ressourcen, Unterstützung, sowie Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen, und so ihre Unabhängigkeit stärken.

Damit alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer Geschlechtsidentität – von diesen Chancen der Migration profitieren können, ist ein geschlechtergerechter Umgang mit Klimamigration wichtig.

Im Rahmen unserer feministischen Entwicklungspolitik will das Bundesentwicklungsministerium daher dazu beitragen, diskriminierende Machtstrukturen, soziale Normen und Rollenbilder zu überwinden. Im Kontext von klimawandelbedingter Migration sind uns dabei vor allem drei Aspekte wichtig:

  • Erstens: Frauen und Mädchen in all ihrer Diversität müssen auch in der Migration gleiche Rechte und einen gleichberechtigten Zugang zu Land, Bildung und Arbeit haben, um sich neue Zukunftsperspektiven schaffen zu können.
  • Zweitens: Bei der Planung von Frühwarnmechanismen, Evakuierungen oder Umsiedlungen, sowie beim Schutz von Migrant*innen müssen Genderaspekte angemessen berücksichtigt werden. Auch Klimarisikoversicherungen müssen geschlechtergerecht ausgestaltet sein.
  • Und drittens: Frauen müssen bei der weiteren Ausgestaltung von Klima- und Migrationspolitiken gleichberechtigt eingebunden werden, denn sie können wichtige Erfahrungen, andere Perspektiven und neue Ideen beisteuern! Das ist ein Auftrag an uns alle – auch für die nächste COP in Kairo.

Der Globale Migrationspakt bietet ein wichtiges Rahmenwerk, um genau diese Ziele mit Leben zu füllen.

Als Bundesregierung machen wir uns dafür stark, dass ein gendertransformativer Ansatz im Umgang mit Klimamigration in den Mittelpunkt rückt. Um dies zu erreichen, werden wir die Platform on Disaster Displacement weiter stärken. Wir wollen unsere Unterstützung für den UN-Multi-Partner Trust Fund für Migration weiter ausbauen und unsere Zusammenarbeit mit UN Women im Bereich Migration vertiefen. Denn gerade angesichts des Klimawandels und zunehmender Migration gilt es, die Rechte und Chancen von Frauen und Mädchen weiter zu stärken!

Ich hoffe, möglichst viele von Ihnen werden ebenfalls darauf hinarbeiten und gemeinsam mit uns dazu beitragen!