Der völkerrechtswidrige Überfall Russlands bringt nicht nur unermessliches Leid über die Ukraine. Er erschüttert die ganze Region und stellt die europäische Friedensordnung infrage. Deshalb steht Deutschland gerade in diesen Krisenzeiten fest an der Seite unserer reformorientierten osteuropäischen Partner.
Einer dieser Partner ist die an die Ukraine grenzende Republik Moldau. Mehr als 100.000 Kinder, Frauen und Männer sind bisher hierhin geflohen. Um mir ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, politische Gespräche zu führen und gezielte Unterstützung anzubieten, bin ich Anfang März für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
nach Chișinău, der Hauptstadt der Republik Moldau und ins Grenzgebiet zur Ukraine gereist.
Moldau gehört zu den ärmsten Ländern in Europa. Der Staat verfügt kaum über wirtschaftliche Ressourcen und hat kein nennenswertes eigenes Militär – man fürchtet, das nächste Ziel Putins zu sein. Aber die Probleme fangen schon damit an, dass das Land extrem abhängig von russischem Gas ist.
Seit fast 30 Jahren begleitet Deutschland die Republik Moldau als verlässlicher entwicklungspolitischer Partner bei ihrem Transformationsprozess hin zu sozialer Marktwirtschaft, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Die Präsidentin Maia Sandu setzt Reformen um und bekämpft Korruption; die aktuelle Regierung ist vielleicht die beste Regierung, die das Land je hatte.
Auf den Krieg in der Ukraine hat die Republik Moldau sehr schnell reagiert: Innerhalb weniger Stunden wurde ein Durchgangslager für Menschen auf der Flucht an der Grenze zur Ukraine errichtet. Die Besichtigung des Lagers und des Grenzübergang war die erste Station meiner Reise. Weil der Luftraum gesperrt war, mussten wir über Rumänien anreisen. Auf der Fahrt in die Hauptstadt Chișinău per Reisebus nahm wir einige Geflüchtete mit.
In der Hauptstadt angekommen, empfing mich dann die Premierminisitern Natalia Gavrilița zu einem Gespräch, in dem wir über konkrete Kooperation mit Deutschland sprechen konnten. Später am Tag traf ich Filippo Grandi, den hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen. Dabei ging es natürlich um die Lage der Geflüchteten in der Region.
Die Menschen, die vor dem Krieg und der Gewalt in der Ukraine geflohen sind, wurden in Moldau von der Bevölkerung sowie von staatlichen Stellen mit großer Solidarität und Hilfsbereitschaft aufgenommen. Das Land und seine Menschen leisten Außergewöhnliches. In dieser Krisensituation wollen wir gezielte Unterstützung anbieten, vor allem auch für die aufnehmenden Kommunen, und so zur Stabilisierung der Lage beitragen. Allein im letzten Jahr konnte die Bundesregierung das Land mit 37,5 Millionen Euro in den Bereichen kommunale Entwicklung, Wirtschaftsförderung und Berufsbildung unterstützen. Dieses Engagement setzen wir weiter fort.