Unsere Zeit ist geprägt durch mehrere, gleichzeitig stattfindende Krisen (Pandemie, Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Verschuldung, Krieg und Instabilität). In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern haben diese zu einer dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage geführt. So sind durch den Anstieg der Lebensmittel- oder Düngerpreise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, viele Menschen in existenzielle Not geraten.
Während im Globalen Norden die kurzfristigen Krisenfolgen durch staatliche Maßnahmen abgefedert werden konnten, hat der Globale Süden diese Möglichkeiten oft nicht. Besonders stark leiden die ärmsten Länder, denen die Mittel zur Krisenbewältigung fehlen.
Im Kampf gegen die Armut muss die Weltgemeinschaft diese ineinander verschränkten Krisen bearbeiten. Eine Organisation, die sich dies zum Kernauftrag gemacht hat, ist die Weltbank. Armut lässt sich heute nur dann erfolgreich bekämpfen, wenn zugleich globale Herausforderungen wie Klimawandel, Artensterben oder Pandemien adressiert werden. Damit das gelingt, muss die Weltbank zu einer echten Transformationsbank werden. Denn mit ihrer Finanzkraft in Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar jährlich kann sie notwendige Investitionen in den sozial-ökologischen Umbau der Weltwirtschaft entscheidend vorantreiben. So kann beides gelingen: Armut zu bekämpfen und zugleich in eine klimaneutrale Zukunft zu investieren. Mit einem neuen Geschäftsmodell setzt die Weltbank zudem wichtige Standards für andere Entwicklungsbanken – und private Geldgeber. Diese sind besonders wichtig, denn bisher fließt zu wenig Geld aus der Privatwirtschaft in die Transformation hin zu einer klimaneutralen Welt.
Gemeinsam mit der US-amerikanischen Finanzministerin Janet Yellen und weiteren Partnern hat Deutschland mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze eine grundlegende Reform der Weltbank angestoßen. Erste Ziele wurden bereits erreicht, aber unsere Erwartungen sind höher: So setzt sich Deutschland für ein neues Leitbild der Weltbank ein. Die bisherigen Ziele – der Kampf gegen Armut und die Schaffung von Wohlstand für alle – müssen erhalten bleiben und um den klaren Auftrag zur Lösung globaler Krisen wie Klimawandel, Artensterben oder Pandemiebekämpfung ergänzt werden. Die Weltbank braucht auch ein neues Finanzierungs- und Geschäftsmodell: Länder müssen bessere Anreize für Investitionen bekommen, die nicht allein der eigenen, sondern der Weltbevölkerung insgesamt zugutekommen – zum Beispiel über günstigere Kredite für Klimaschutzprojekte. Auch muss die Bank in Zukunft mehr Mittel zur Verfügung haben: Bereits mit ihrem verfügbaren Eigenkapital könnte sie mehrere Milliarden US-Dollar pro Jahr zusätzlich für Entwicklungsfinanzierung mobilisieren – ohne ihr gutes Rating zu gefährden.