Als am 8. März 1911 erstmals ein Frauentag in Deutschland stattfand, stand dieser ganz im Zeichen des Kampfes für das Frauenwahlrecht und für bessere Arbeitsbedingungen. „Frauenrechte sind keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte!" – forderte damals die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf dem Zweiten Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen und stieß damit den Internationalen Frauentag an. 1918, sieben Jahre später, haben sich die Frauen das Wahlrecht erkämpft. Heute feiert der Frauentag seinen 110. Geburtstag. In den letzten Jahren ist viel erreicht worden – und doch noch nicht genug.
Infolge der Corona-Pandemie drohen manche erreichte Fortschritte in der Gleichstellungspolitik wieder zurückgedreht zu werden. Die Mehrbelastung von Frauen während der andauernden Pandemie ist enorm angestiegen – sie kümmern sich häufiger um die Betreuung von Kindern beim Unterricht zu Hause. Laut einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) stemmt jede zweite Frau die gesamte Mehrbelastung komplett alleine. Auf Männer trifft das hingegen nur in 25 Prozent der Fälle zu. Es sind also die Frauen, die in dieser Krise die größere Last tragen. Es ist wichtig, dass die erreichten Fortschritte der vergangenen Jahre nicht nachhaltig infolge der Pandemie verspielt werden. Im Gegenteil. Wir brauchen mehr Gleichstellung! Deswegen ist es wichtig, diesen aktuellen Entwicklungen politisch entgegenzusteuern – etwa durch die beschlossene Elterngeldreform. Aber es bedarf hier auch weiterer Schritte – wie bspw. die Einführung der Familienarbeitszeit oder einem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter.
Darüber hinaus führt uns die Corona-Pandemie deutlich vor Augen, wie essenziell insbesondere die überwiegend von Frauen ausgeübten Berufe in der Kranken- und Altenpflege oder auch in der Erziehungs- und sozialen Arbeit für unsere Gesellschaft sind. Ohne diese Beschäftigten in systemrelevanten Bereichen würde unsere Gesellschaft zusammenbrechen – und doch sind es ebendiese Tätigkeiten, die oft nicht angemessen bezahlt werden und in denen die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden müssen. Daher setzen wir uns als SPD mit Nachdruck für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in diesen Tätigkeitsfeldern ein – und darüber hinaus natürlich auch für eine gleiche Bezahlung von Männern und Frauen insgesamt.
Ein weiterer, besonders unerträglicher Aspekt, der sich infolge der Corona-Pandemie dramatisch verschärft, ist das Thema Gewalt gegen Frauen. Diese ist jeden Tag traurige Wahrheit. Jede dritte Frau in Deutschland wurde bereits Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt – häufig in den eigenen vier Wänden. Finanzielle Sorgen, Unsicherheiten und Zukunftsängste erhöhen die Gewaltbereitschaft. Das Leben auf engem Raum macht es für Frauen noch schwerer, sich Hilfe zu suchen. Reduzierte Kontakte mit Freundinnen und Freunden lassen häusliche Gewalttaten schnell unentdeckt. Daher müssen wir #GeradeJetzt hinsehen, handeln und jegliche Anzeichen von Gewalt gegen Frauen anzeigen!
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen 2020