Am Mittwoch, den 11. Oktober habe ich mich gemeinsam mit Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze auf den Weg nach Marrakesch in Marokko gemacht. Dort fand bis Samstag, den 14. Oktober die diesjährige Herbsttagung der Weltbank (WB) statt. Die Weltbank ist die wichtigste internationale Institution zur Finanzierung nachhaltiger Entwicklung auf dem ganzen Globus. Mit über 100 Milliarden US-Dollar Finanzkraft pro Jahr ist sie der mit Abstand größte Financier in diesem Bereich. Deutschland engagiert sich als viertgrößter Anteilseigner der Bank.
Angesichts der enormen globalen Herausforderungen wurde es in den vergangenen Jahren immer deutlicher, dass sich auch die Weltbank weiterentwickeln muss. Deshalb haben wir bei der Jahrestagung 2022 gemeinsam mit den USA und anderen Partner:innen eine Reform der Weltbank angestoßen, die sie auf die Höhe der Zeit bringen soll. Am Mittwoch ist die Reform nun beschlossen worden. Diese 3 Punkte stehen dabei im Fokus:
1. Ein neues Leitbild. Fortan ist es oberstes Ziel der Weltbank, für eine Welt ohne Armut auf einem lebenswerten Planeten zu arbeiten. Das Thema Klimaschutz stärker in den Mittelpunkt der Finanzierungsprojekte der Weltbank zu rücken, war uns ein besonders großes Anliegen. Denn im 21. Jahrhundert können wir Armut nur dann erfolgreich bekämpfen, wenn wir zugleich die natürlichen Lebensgrundlagen schützen.
2. Ein angepasstes, modernes Geschäftsmodell. Indem die Bank veränderte Anreize setzen wird, stellen wir sicher, dass ihr Kapital insbesondere in solche Projekte fließt, die globale Herausforderungen wie Klima- und Umweltschutz, Friedenssicherung oder Pandemievorsorge anpacken. Zu diesen Anreizen gehören z. B. billigere Kredite, Kredite mit längerer Laufzeit oder auch sogenannte Klimaschuldenklauseln, welche in Kreditverträge eingebaut werden können. Diese erlauben es, dass die Weltbank im Fall von Naturkatastrophen auf ihre Forderungen gegenüber einem betroffenen Land verzichtet.
3. Mehr Finanzmittel. Die Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, erfordern massive Investitionen. Deshalb muss auch die Weltbank finanziell noch besser ausgestattet werden. Deutschland stellt als erster Staat sogenanntes Hybridkapital in Höhe von 305 Millionen Euro zur Verfügung. Über die nächsten 10 Jahre können so rund 2,4 Milliarden US-Dollar zusätzlich mobilisiert werden, um zusätzliche Anreize für Länder für Investitionen in grenzüberschreitende Herausforderungen setzen zu können.
Mein Fazit: Mit der Weltbank-Reform werden wir nicht nur dem Ruf vieler Entwicklungsländer gerecht, die Bank auf globale Herausforderungen hin umzubauen, sondern auch, sie größer zu machen. Die aktuelle Finanzkraft von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Und besonders wichtig: Viele regionale Entwicklungsbanken orientieren sich bei ihrer Kreditvergabe an den Standards der Weltbank. In Marrakesch habe ich u. a. mit dem Präsidenten der interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB), Ilan Goldfajn, dem Präsidenten der karibischen Entwicklungsbank (CDB), Gene Leon und dem Präsidenten der asiatischen Entwicklungsbank (ADB), Masa, gesprochen. Für all ihre Banken bedeutet die Reform ebenfalls eine zukunftsgerechte Ausrichtung der Standards bei der Vergabe von Krediten für die Finanzierung von Entwicklungsprojekten, mit denen wir den aktuellen globalen Herausforderungen die Stirn bieten werden.
"Der Amazonasgipfel ist ein wichtiges Signal für den Klimaschutz"